Zuletzt aktualisiert am 10. August 2023 um 12:00
Die Frage, was Trauersprüche sind, haben wir bereits in einem Beitrag beantwortet. Heute geht es um Trauersprüche weltlich – also um die, die keine religiösen Ursprung haben.
Die plötzliche Veranlassung zur Trauer durch das Ableben eines geliebten Mitmenschen bewirkt ein vielfältiges Gefüge verbaler und nonverbaler Aktivitäten, die dem aktuellen Kummer der Nahestehenden diskret Ausdruck verleihen möchten. Auf diese Weise soll der schmerzliche Einschnitt in ihr Leben besser bewältigbar sein. So dienten in vergangenen Zeiten besonders das Leichenlied und die Totenklage der Vergegenwärtigung, aber auch der Verarbeitung des erfahrenen Verlustes.
Ein schöngeistiger Trauerspruch wiederum unterstreicht unmittelbar die Emotionen, welche die Trauernden in der Phase der Verabschiedung vom Verstorbenen ausdrücken möchten. In diesem Sinne geht also jeder bleibenden Erinnerung ein tiefgreifender innerer Abschied der Hinterlassenen voraus, der sich insbesondere in den gängigen Trauerdichtungen auf der Vorderseite der Kondolenzkarten oder bei den üblichen Todesanzeigen niederschlägt.
Trauersprüche weltlich – Überbrückung verschiedener Welten
Fragt man nun noch genauer nach der speziellen psychosozialen Funktion von Trauersprüchen in unserer westlichen Kultur, so ist festzustellen, dass die Trauerdichtung eine Art Überbrückungsfunktion innehat. Bei diesem Brückenschlag geht es in erster Linie um die Verabschiedung des toten Menschen aus seiner einstigen Welt der Wirklichkeit und seinen Übergang in die mentale Welt der Erinnerungen bei den Hinterbliebenen.
Diese spezifische Einbettung der Trauersprüche in die seelische Trauerarbeit bei den zurückgelassenen Angehörigen und Freunden sah in ähnlicher Weise auch der berühmte französische Romancier Honoré de Balzac. Das nachfolgende Zitat von diesem namhaften Schriftsteller stellt damit zugleich einen bekannten Trauerspruch aus einer gehobenen Gedankenwelt dar: „Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.“
Trauerdichtung für enge Verwandte und Freunde
Hier erfolgt nun eine kleine Aufzählung von einigen konkreten Beispielen für typische Trauersprüche.
Der folgende Trauerspruch stammt zwar aus der Hand des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, ist jedoch in seiner treffenden Formulierung völlig frei vom spezifisch christlichen Kontext:
„Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.“
Wie klar zu ersehen ist, wird dieses die Vergangenheit des Abgeschiedenen andeutende Sprichwort seiner umfassenden Ausdrucksfunktion der Trauer gerecht. Gleichzeitig erfolgt jedoch eine befreiende poetische Verwandlung des Abschiedsschmerzes in eine tiefgehende innere Dankbarkeit und stille Freude.
Auf eine vergleichbar tröstende Art wirkt bei der von den nahestehenden Angehörigen zu leistenden Trauerarbeit ebenso dieser eher traditionelle Trauerspruch:
„Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt.
Ein Mensch, der immer für uns da war, lebt nicht mehr.
Erinnerung ist das, was bleibt.“
Oder wie in geradezu versöhnlich-trostvoller Ausrichtung hierbei leicht lyrisch-metaphorisch anklingt:
„Erinnerungen sind kleine Sterne, die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.“
Gleichfalls beeindruckt auch diese sehr bildhafte Trauerpoesie in einer ganz ähnlichen Funktionsweise der Trauerbewältigung und des Trostes:
„Gute Menschen gleichen Sternen, sie leuchten noch lange nach ihrem Erlöschen.“
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